Unter diese Überschrift – in Anlehnung an den Titel einerUS-Filmkomödie – möchte ich folgenden Beitrag setzen. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, so würde ich mir wünschen,
eine Person zu finden, auf die folgende Beschreibung passt, welche ich einfach mal gedanklich in die Form eines Stellenangebotes
gepresst habe.
Gesucht wird: ein( e) Mediziner( in). Alter egal, im Raum Schleswig-Holstein ansässig.
Einzige
Bedingung zu Vorkenntnissen: Die
Arbeiten von Hans Asperger, Lorna Wing, Tony Attwood und anderen müssen gelesen – und inhaltlich verstanden
worden sein.
Profil: Ein Stellenbewerber (m/w) sollte in
der Lage sein, auch und vor allem bei Personen, die bereits das
Erwachsenenalter erreicht haben, anhand einer seriösen Differentialdiagnostik
das Vorhandensein einer autistischen
Störung im Sinne eines Asperger-Syndroms bestätigen – oder ausschließen zu
können.
Dazu wird es
von Fall zu Fall erforderlich sein, bereits vorhandene medizinische Unterlagen
auswerten und für eine tiefergehende Diagnostik verwenden zu können – oder aber
diese im Fall einer zu befürchtenden Fehldiagnose auch einmal komplett zu
ignorieren und eine neue Diagnostik „von Null an“ aufzubauen. Dies voneinander zu unterscheiden
wird im Einzelfall schwierig sein, denn es wird Patienten geben, die bereits
eine lange Odyssee hinter sich haben und von Arzt zu Arzt weitergereicht
wurden; andere aber, die zeit ihres Lebens unauffällig waren, haben bisher noch
keinerlei Arztkontakt gehabt. Es ist aber durchaus nicht auszuschließen, dass
die Symptome bei beiden dieselben sind und daher zu derselben Diagnose führen
müssten. In jedem Fall aber kommt es darauf an, die richtigen Fragen zu stellen
und durch ausführliche Gespräche zu einer möglichst gesicherten Abgrenzung zu
anderen psychischen / psychosomatischen Beschwerden zu gelangen. Dabei darf
nicht vergessen werden: Patienten mit einem solchen Diagnoseverdacht mögen
irritiert sein, sie mögen eigenbrötlerisch sein und gelten oft als Außenseiter
der Gesellschaft – aber sie sind nicht dumm. Daher muss man davon ausgehen,
dass sie bereits vor dem Erstkontakt zum Therapeuten sich ausführlich mit der
Materie befasst und sich in die öffentlich verfügbaren Texte eingelesen,
vielleicht auch schon den einen oder anderen Selbsttest im Internet absolviert
oder eine Selbsthilfegruppe (SHG) besucht haben und daher zumindest einen
„begründeten Selbstverdacht“ mitbringen.
Es wird weiterhin
erwartet, dass der / die Stellenbewerber( in) den Umgang mit technischen
Hilfsmitteln (Internet, E-Mail, SMS usw. ) sicher beherrscht. Es ist
mittlerweile in einschlägigen Kreisen bekannt, dass Aspies bzw. Verdacht-Aspies
dazu neigen, solche modernen Kommunikationsmittel intensiv zu nutzen, teilweise
als Ersatz bzw. Ausgleich für das (ungern genutzte, oft verhasste) Telefon.
Eine Möglichkeit der Erst-Kontaktaufnahme per E-Mail oder über ein
Kontaktformular auf einer Internetseite wird hingegen gern genutzt. Nach erst
einmal erfolgter Kontaktaufnahme ist eine spätere weitere Kommunikation per
Telefon aber keineswegs ausgeschlossen.
Wichtig
dabei ist aber immer, Terminabsprachen konkret zu planen und vereinbarte Termine
auch auf jeden Fall unbedingt verbindlich einzuhalten. Der Weg bis hierhin ist
für den Patienten in jedem Fall von Anfang an mit einer großen Überwindung
verbunden und stellt eine Abweichung von dem selbst gewählten Tagesablauf,
somit eine hohe Belastung dar. Die Planung eines solchen Termins muss
gedanklich in den Tagesablauf integriert werden, die An- und Abreise will
geplant sein und natürlich sorgt der Gesprächstermin selbst auch für einige
sorgenvolle Gedanken. In einer solchen Situation ist es hilfreich, wenn der
Termin möglichst exakt festgelegt werden kann (ohne lange Leerlaufzeiten in einem Wartezimmer, womöglich
mit anderen Patienten). Notwendige Terminänderungen, z.B. einem Krankheitsfall,
sollten so früh wie nur irgend möglich mitgeteilt werden (siehe moderne
Kommunikationsmittel).
Was wird geboten? Bei vorliegender Eignung des
Bewerbers kann dieser davon ausgehen, dass es im gesamten norddeutschen Raum zu
einem regelmäßigen Zustrom von Patienten kommen wird, denn die Zahl der
Verdacht-Aspies wird nicht geringer, sondern nimmt ständig zu. Es vergeht kaum
ein Tag, an dem nicht irgendjemand eine Dokumentation im Fernsehen sieht, einen
Artikel in einer Tageszeitung liest oder auch nur das Outing seines
Lieblingsschauspielers vernimmt, sich darin selbst wiedererkennt - und
kurz darauf findet dieser Mensch sich in einem der einschlägigen
Internet-Themenforen wieder mit dem Satz „bin
auch ich betroffen?“ Früher oder später gelangt er zu der Selbsteinsicht –
oder wird mehr oder weniger sanft darauf hingewiesen: „Geh zu einem Spezialisten und lass dich diagnostizieren!“ Solch
einen Spezialisten zu finden wird aber zu der sprichwörtlichen Suche nach der
Nadel im Heuhaufen.
Adressen von
spezialisierten Fachleuten sowie von Therapiezentren und Autismus-Ambulanzen
werden zuhauf im Internet ausgetauscht. Leider aber sind sie noch viel zu
selten – und daher sehr häufig völlig überlastet. Das führt dazu, dass z.B.
Patienten aus dem Raum Schleswig-Holstein auch schon mal an eine Adresse in
Köln verwiesen werden. Anderen werden Wartezeiten von mehreren Monaten in
Aussicht gestellt, oder es wird gar eine Behandlung wegen Terminüberlastung
gänzlich abgelehnt. Dies ist natürlich für den Patienten weder hilfreich noch
tröstlich. Ein Ausweichen zu einem Therapeuten, der nicht ausdrücklich auf die Diagnostizierung von Menschen im autistischen Spektrum
spezialisiert ist, kann aber zu einer Fehldiagnose führen – und damit zum
Beginn einer weiteren medizinischen Odyssee (siehe oben). Wird nun in diesen
Kreisen eine neue Anschrift eines Therapeuten weitergegeben und womöglich auch
mit ersten positiven Resonanzen verbunden, so ist ein Zulauf neuer Patienten
beinahe „ganz von selbst“ zu erwarten.
Was wird benötigt? Der materielle Bedarf ist eher
gering. Neben der üblichen Büroausstattung (siehe moderne Kommunikationsmittel)
wäre lediglich ein barrierefreies, möglichst ruhiges Beratungszimmer nötig, in
dem ein Erstgespräch in entspannter Atmosphäre stattfinden kann. Die
Ausstattung dieses Zimmers kann nicht nur, sondern sollte sogar möglichst
schlicht gehalten sein, um eine drohende Reizüberflutung (Overload) des
Patienten auszuschließen.
Zukunftsperspektiven: Um es nochmals zu wiederholen: es
geht dabei nicht um eine Der-schreibt-jeden-krank-Wunschdiagnostik,
und es geht auch nicht darum, irgendeine elitäre neue Behandlungsmethode oder
gar Medikamentierung zu finden. Es geht zunächst lediglich darum, eine
gesicherte Diagnose zu erhalten, diese zu bestätigen - oder aber ggf. auch
ebenso sicher ausschließen zu können.
Ist dies
erst einmal gewährleistet, dann kann man sich – gemeinsam im
Arzt-Patient-Kontakt – darüber Gedanken machen, was dies für Auswirkungen im
Leben des Patienten hat, welche Hilfestellungen im privaten und / oder
beruflichen Umfeld möglich, welche Veränderungen nötig und machbar sind, ob
sich daraus letzten Endes eine Schwerbehinderung im gesetzlichen Sinne ergibt und
was das bedeutet …
Dies lässt
natürlich auf weitere, fruchtbare Kontakte zwischen Arzt und Patient schließen.
Für den Patienten steht eine echte Hilfe für seine Lebensgestaltung in
Aussicht, für den Arzt ist ein langfristig gesichertes Einkommen durchaus nicht
ausgeschlossen. - - Langfristig wäre es auch denkbar (und auch im Sinne der
Betroffenen wünschenswert), auf dem Gebiet der Autismus-Diagnose für
Erwachsene Feldforschung zu betreiben.
Hier gilt es festzustellen, ob und wie viele Personen es gibt, bei denen diese
Symptome vorliegen, denen es aber durch geschickte Kompensation oderVermeidungshaltung gelingt, ihren Problemen aus dem Weg zu gehen; ebenso, wie
viele es gibt, die durch Falscheinschätzung zu einer Fehldiagnose gelangten und
die daher womöglich auf lange Zeit falsch therapiert oder medikamentiert
werden. -
Soviel zu meinem Wunschtraum. Ob er eines Tages Realität wird?!
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